Dreschflegel Bio-Saatgut
Pflanzenportrait: Erdkastanie - die wilde Wurzel (Autor: Friedmunt Sonnemann)
Botanik
Runde, südliche Erdkastanie
Gleich mehrere Pflanzen tragen den Namen "Erdkastanie", was sowohl auf ihre Kleinheit, als auch auf geschmackliche Eigenschaften hinweist. Die Benennung könnte auch damit zusammenhängen, dass diese Wurzeln ursprünglich eher wie Kastanien gesammelt als angebaut wurden.
In den Botanik-Büchern wird sie als Wasserfenchel, Rebendolde oder Pferdesaat bezeichnet. Die Bezeichnung Wasserfenchel mag für im Wasser lebende Arten wie Oenanthe aquatica passend sein; die knollenbildenden Arten jedoch wachsen allenfalls auf Sumpfwiesen, nie im Wasser.
Auch die Bezeichnung Rebendolde überzeugt nicht, da diese Arten weder im Weinberg wachsen, noch durch Ranken oder sonst irgend etwas an Weinreben erinnern.
Nachdem die knollenbildende Oenanthe pimpinelloides schon seit Jahrzehnten ohnehin immer wieder, selbst von Botanischen Gärten, fälschlicherweise als Erdkastanie (Bunium bulbocastanum) weitergereicht wird, haben knollenbildende Oenanthe-Arten – mit ihrem leckeren, kastanienartigen Geschmack durchaus treffend als Erdkastanien bezeichnet – einen Platz in mitteleuropäischen Gärten erobert.
Die Erdkastanie Bunium bulbocastanum kommt hie und da wild vor, so auch bei den Dreschflegel-Höfen in Schönhagen. Es ist jedoch bislang nicht gelungen, diese in Kultur zu nehmen und als Saatgut weiterzugeben.
Anbau
Der Anbau der knollenbildender Arten der Gattung Oenanthe ist unproblematisch. Alle Arten wachsen auf normalem Gartenboden; besonders hohe Feuchtigkeit ist trotz ihres z. T. feuchten Wildstandortes nicht unbedingt nötig.
Sie werden zeitig im Frühjahr gesät; kühle Temperaturen sind keimfördernd. Die Keimung dauert etwa drei Wochen. Doch auch danach wird noch viel Geduld abverlangt, denn erst nach rund 16 Monaten, nach der Blüte, etwa im August des Folgejahres, sind die Knollen erntereif.
Dafür belohnen die in großen Büscheln heranwachsenden Knollen dann, roh genossen, mit ihrem kastanienartigen Geschmack. Lässt man die Pflanzen noch ein wenig länger stehen, etwa bis Oktober, so bilden sich zahlreiche kleine Ableger rings um die Pflanze herum. Diese können nach der Knollenernte vorsichtig von der Mutterpflanze getrennt und wieder eingepflanzt werden. Auf diese Weise kann man im Jahr darauf noch einmal ernten.
Parallel dazu können natürlich auch die auf den bis zu 80 cm hohen Blütenständen im August/ September gereiften Samen gewonnen werden.
Lagerung
Erdkastanien lassen sich leicht trocknen und so über Jahre für den Verzehr lagern.
Angebote bei Dreschflegel
Zwei Arten bieten wir bei Dreschflegel an:
Längliche Erdkastanie
1. Die früher im Rhein-Main-Gebiet wild vorkommende Längliche Erdkastanie (O. silaïfolia). Diese haben wir bisher wegen Verwechselung mit O. peucedanifolia als Haarstrang-Erdkastanie bezeichnet.
Die zahlreich vorhandenen Knollen sind bei dieser Art etwa 3 cm lang und bleistiftdick. Bisweilen haben sie einen zähen Strang in der Mitte, der jedoch kaum störend ist. Aufgrund des üppigen Blattwerkes eignet sich die Art auch zur ganzjährigen Nutzung der Blätter, welche im Geschmack ein wenig an Petersilie erinnern.
2. Die Südliche Erdkastanie (O. pimpinelloides). Sie stammt aus der submediterranen Zone Europas. Die etwa erbsengroßen, ebenfalls in großen Büscheln wachsenden Knollen sitzen etwas tiefer, ungefähr in der Mitte der Wurzeln. Sie sind besonders süß und zart im Geschmack.