Dreschflegel Bio-Saatgut
Pflanzenportrait: Kopfkohl (Autoren: Johannes John und Maren Uhmann)
Botanik
Junger Butterkohl
Botanisch ist der Kopfkohl zusammen mit Rettich, Mairüben, Rucola, Senf, Raps und vielen anderen der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) zugehörig und ist im Laufe der weiteren Differenzierung in der äußerst formenreichen Art Kohl (Brassica oleracea L.) positioniert, die die Bandbreite von Blumenkohl über Kohlrabi bis hin zu Rosenkohl und Krauskohl umfasst, die jeweils als Varietäten innerhalb der Art gelten.
Die Varietät Kopfkohl (B. oleracea convar. capitata) ist eine Zusammenfassung der Formen Weißkohl, Wirsing und Rotkohl. Dabei hat der Weißkohl aufgrund der vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten damals wie heute die größte Verbreitung; großflächig wird er auf den fruchtbaren Böden von Dithmarschen (z.B. Marner Lagerweiß), auf den Fildern bei Stuttgart (Filderkraut) und am Rande größerer Städte angebaut. Kopfkohl gedeiht jedoch auch auf leichteren Böden.
Geschichte
Kohl wurde bereits im griechischen Altertum (3. Jahrh. v. Chr.) genutzt, dabei handelte es sich allerdings um grüne Krauskohlarten, ähnlich unserem Grünkohl. Der Kopfkohl mit fest geschlossenen Köpfen entstand erst im Mittelalter in Mittel- und Westeuropa. Besonders beim Weißkohl hat sich seither eine große Formenvielfalt mit flachen, hochrunden und spitzen Köpfen entwickelt.
Anbau
Der Anbau ist nicht kompliziert, es gibt aber ein paar Dinge zu beachten. Bei der Fruchtfolgegestaltung im Hausgarten sollten Kohl und andere Kreuzblütengewächse (s.o.) auf demselben Beet nicht direkt nacheinander angebaut werden, da sonst gewisse Kohlkrankheiten auftreten können; eine Anbaupause von ca. vier Jahren ist einzuhalten und, wenn die gefürchtete Kohlhernie aufgetreten ist, von sieben Jahre.
Die Jungpflanzenanzucht geschieht, wenn es sich um Frühkohl handelt, nicht zu warm in Töpfen auf der Fensterbank. Spätere Aussaaten sind besser im Frühbeet oder unter Vlies vorzunehmen. Sobald die dicht stehenden Pflanzen 4-5 Blätter oder eine Größe von 15-20 cm erreicht haben, werden sie ohne viel Erde an den Wurzeln zügig in weitem Abstand voneinander auf ein mit Kompost gedüngtes Beet ausgepflanzt und mit Wasser angegossen.
In der Anfangszeit können in den weiten Zwischenräumen noch rühräumende Gemüsepflanzen wie Salat oder Spinat stehen. Die folgenden Tätigkeiten betreffen dann nur noch die Pflege, d.h. für das Wachstum günstige Bedingungen schaffen. Wildkräuter dürfen nicht zu üppig daneben wachsen, Raupen von Kohlweißlingen werden abgesammelt.
Mit das wichtigste ist, für ein aktives Bodenleben zu sorgen; das wird erreicht durch Feuchthalten des Bodens, durch Mulchen oder rechtzeitiges Hacken sowie Fütterung der Bodenlebewesen mit frischen Wildkräutern, Pflanzenresten oder Küchenabfällen, die leicht in die Bodenoberfläche eingearbeitet werden.
Sortenvielfalt und Eigenschaften
Erntezeitpunkt, Lagerfähigkeit (z.B. samt Wurzel im Erdkeller eingeschlagen oder umgekehrt daran aufgehängt) und Verwendung sind abhängig von der Sorte. Während im heutigen Erwerbsgemüsebau fast nur F1-Hybriden zum Einsatz kommen, die sich vor allem in Einheitlichkeit von Form und Größe auszeichnen, gibt´s bei Dreschflegel ausschließlich so genannte samenfeste Sorten, deren Vermehrung über Samen im Garten, wie seit Generationen, weiter möglich ist:
Spitzkohl
- Der in Marne in Dithmarschen gezüchtete "Marner Lagerweiß" ist ein später Weißkohl mit runden, festen Köpfen, die sich gut lagern lassen.
- Die weiße Spitzkohlsorte "Filderkraut" ist auf den Fildern bei Stuttgart beheimatet und hat dort eine sehr lange Tradition im Anbau und in der Verarbeitung zu langfädigem, schmackhaftem Sauerkraut. Es bildet schwere spitze Köpfe aus, die zum Wachsen viel Platz benötigen.
- Ab diesem Jahr wieder im Sortiment ist der Butterkohl "Goldberg", der als Verwandter des Wirsings wie dieser gekräuselte/blasige Blätter aufweist, jedoch einen lockereren Kopf und milderen Geschmack besitzt. Sein Anbau ist traditionell in Westdeutschland (Rheinland) und ist noch heute bei Kennern und Kennerinnen beliebt.
- Wirsing "Eisenkopf" ist eine sehr alte, schon nach acht Wochen erntereife Frühsorte mit hellgrünen zarten Blättern für den Sommer-Verzehr. Er nimmt gewissermaßen eine Mittelstellung zwischen Butterkohl und Winterwirsing ein.
- Die Wirsingsorte "Dauerwirsing" bildet sehr feste Köpfe aus, die sich - im späten Herbst geerntet - im Keller für die Dauer des ganzen Winters gut halten.
- Der Wirsing "Hammer" ist eine alte Sorte aus Hamm. Die etwas plattrunden Köpfe haben eine lange Entwicklungszeit; sie sind zur Herbstnutzung und zur Einlagerung bis Januar geeignet.
- Der Rotkohl "Schwarzkopf" ist seit 1889 im Handel. Heute kursieren unter dem traditionellen Namen sehr unterschiedliche Sorten. Unsere Herkunft ist wie das Original mittel-früh, mit starkem Umblatt und bildet mittelgroße, hochrunde, feste Köpfe, für Salat, Rot- oder Blaukraut und rotes Sauerkraut.