Dreschflegel Bio-Saatgut
Pflanzenportrait: Brokkoli (Autor: Jürgen Wehrle)
Herkunft
Brokkoli Calabrese
Erntestadium
Die Herkunft des Brokkoli ist, wie bei dem eng verwandten Blumenkohl, der östliche Mittelmeerraum. Es sollen beide Arten von der wilden Kohlart Brassica cretica abstammen, wobei man heute nicht weiß, ob Blumenkohl oder Brokkoli älter ist. Ziemlich sicher ist Brokkoli schon von den Römern angebaut worden. Erst im 16. und 17. Jahrhundert wurde dieses Gemüse in Frankreich, England und Deutschland bekannt, sowie Anfang des 20. Jahrhunderts in Nordamerika eingeführt.
Kennt man heute fast nur noch den kopfbildenden, grünen Brokkoli, gibt es jedoch auch Sprossen-Brokkoli oder Spargelkohl, dessen Stiele geschält wie Spargel zubereitet werden können. Es existieren weiterhin weiße, gelbe und violette Varietäten. Nicht zu den Brokkolisorten zählen die ebenfalls in verschiedenen Farben vorkommenden Romanesco-Typen des Blumenkohls.
Botanik und Inhaltsstoffe
Im Gegensatz zum Blumenkohl hat Brokkoli eine weniger gestauchte Sprossachse und im Erntestadium einen lockeren Kopf und voll entwickelte Blüten. Aus diesem Grund ist Brokkoli weniger lange haltbar nach der Ernte. Der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen wie Kalium, Phosphor, Zink und Eisen, ist sehr hoch.
Hauptsächlich vorhanden sind Vitamine des B-Komplexes, sowie C und Provitamin A (Carotin). Ebenso hat man einige so genannte sekundäre Pflanzenstoffe gefunden, die eine stark krebshemmende Wirkung haben sollen.
Anbau
Brokkoli Calabrese
in Blüte
Der Anbau im Garten erfolgt wie bei den meisten Kohlarten mit einer Voranzucht der Jungpflanzen ab Februar. Gepflanzt werden kann ab Ende März ins Freiland, wenn keine sehr starken Fröste mehr zu erwarten sind. Brokkoli ist kältetoleranter als Blumenkohl.
Für eine reiche und lang anhaltende Ernte sollte der Boden gut mit Nährstoffen versorgt sein. Von den im Frühjahr gesetzten Pflanzen kann ca. im Juni eine 10 bis 20cm große Hauptblume geerntet werden. Geerntet werden die Blütenstände kurz vor dem Aufblühen der Einzelblüten durch Abschneiden mit einem scharfen Messer. Bis zum Einsetzen von stärkerem Frost können bei unseren samenechten Sorten fortlaufend kleinere Nebentriebe geerntet werden. Eine einmalige Pflanzung im Frühjahr kann uns somit die ganze Saison mit frischem Brokkoli versorgen.
Damit dies gelingt sind die Pflanzen vor allerlei Schädlingen zu beschützen. Im Frühjahr sind besonders Schnecken zu beachten, im Sommer Raupen, die mehlige Kohlblattlaus, Kohlfliege, Drehherzmücke und Erdflöhe im Jugendstadium. Dennoch sollte man sich nicht vom Anbau abschrecken lassen. Große Schädlinge können leicht abgesammelt werden, ansonsten verhindern Mischkultur und pflanzenstärkende Methoden, wie der Einsatz von Kompost und Gesteinsmehlen, einen größeren Schaden.
Wichtig ist ebenfalls eine mehrjährige Anbaupause nach anderen Kreuzblütlern, um bodenbürtige Krankheiten zu verhindern.
Sorten
Zur Zeit sind in der EU ca. 150 Brokkoli-Sorten zugelassen. Davon sind noch ca. 13% samenechte Sorten. Der Erwerbsanbau verwendet ausschließlich Hybridsorten mit einem gleichförmigen Äußeren, einem einheitlichen Erntezeitpunkt, sehr großen Köpfen und geringer Seitentriebbildung.
Eine traurige Entwicklung in der Saatgutzüchtung ist Ausweitung der Protoplastenfusion. Weil hier mit aufwendiger Technik im Labor eine künstliche Fusion von Protoplasten verschiedener Pflanzenarten herbeigeführt wird, sprechen viele Fachleute von der Kleinen Gentechnik.
Ziel der Saatgutkonzerne ist es, die Erbeigenschaft Cytoplasmatische Männliche Sterilität in Hybrid-Sorten künstlich zu fixieren. Dadurch wird die Erzeugung von Hybriden vereinfacht, ein Vorteil für den Saatgutverwender entsteht nicht.
Bio-Verbände wie Demeter, Naturland und Gäa haben die Anwendung dieser sogenannten CMS-Sorten verboten. Zur Zeit sind schon 11 Brokkoli-Sorten und viele weitere Kohlsorten die mit dieser Technik gezüchtet wurden auf dem Markt. Mit einer generellen Ausweitung, auch auf andere Pflanzenarten, ist zu rechnen.
Brokkoli Calabrese
Erntestadium
Die starke Ausbreitung des Brokkolis im 20. Jahrhundert war auch ohne diese modernen Techniken möglich und ist hauptsächlich der Sorte "Calabrese" zu verdanken.
Die ansprechende grün-blaue Farbe, große Hauptblumen von 10 bis 20 cm und die reichliche Bildung von kräftigen Seitentrieben sind die Vorteile. Zur Zeit ist es überhaupt die einzige samenechte Sorte, die in Mitteleuropa erhältlich ist.