Dreschflegel Bio-Saatgut
Pflanzenportrait: Paprika (Autor: Jens Molter)
Paprika - Purple Beauty
Paprika hat viele Gesichter: Von winzigkleinen "Beeren" bis zu schweren "Blöcken" reicht die Vielfalt ihrer Früchte, von cremigem Weiß bis Violett und Schwarz deren Farbe. Grün, Gelb und Rot kennen wir sie eh. Die Bandbreite des Geschmacks zeugt ebenfalls von dieser Fülle: Neben mildem und süßem Gemüse liefert Paprika mit manchen Chilisorten das schärfste Gewürz unserer Küche.
Auch in den Medien tauchen immer wieder ganz unterschiedliche Meldungen über Paprika auf. Zum einen liest man über das "Trendgemüse" Paprika mit stetig steigendem Verbrauch über die wertvollen Inhaltsstoffe. Als "Vitaminbombe" wird sie manchmal bezeichnet, mit Vitamin C-Gehalten, die 4 bis 6-fach über denen von Zitrusfrüchten liegen und von keinem anderen Gemüse erreicht werden. Daneben enthält Paprika viele weitere Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente ...
Und dann liest man zum anderen von der "Pestizidbombe" Paprika: Bei keinem anderen Gemüse werden so oft Rückstände an Pflanzenschutzmitteln gefunden, teilweise überschreiten sie die Grenzwerte um ein Vielfaches ...
Gute Gründe also, Paprikas näher zu betrachten und vor allem, sie im eigenen Garten selbst anzubauen!
Botanik und Geschichte
Ob Gemüsepaprika, Peperoni oder Chili (und die vielen anderen Bezeichnungen) - es handelt sich immer um die Gattung Capsicum, die rund dreißig Arten zählt. Angebaut werden davon global im wesentlichen fünf Arten, und fast alle bei uns kultivierten Sorten gehören zur Art Capsicum annuum.
Verwandt mit anderen wichtigen Nahrungspflanzen, wie den Tomaten und Kartoffeln, sind Paprikas Nachtschattengewächse, und ihre Früchte zählen botanisch übrigens zu den Beeren, nicht zu den Schoten!
Auch stammt Paprika nicht, wie oft vermutet wird, aus Ungarn, sondern aus Mittel- und Südamerika. Dort werden die wilden Pflanzen vieler Capsicum-Arten seit mindestens 10.000 Jahren als wichtige Würz-, Heil- und Zauberpflanzen genutzt. Mit Anbau und Züchtung begannen amerikanische Völker ebenfalls Jahrtausende, bevor Kolumbus den Kontinent entdeckte.
Mit Kolumbus kam 1493 Paprika nach Spanien und Portugal. Schnell breitete sich das neue Gewürz als Ersatz für den teuren (echten) Pfeffer als so genannter "Spanischer Pfeffer" entlang des Mittelmeeres und über den Orient nach Asien und Afrika aus.
Auf dieser Reise des "Spanischen Pfeffers" revolutionierte das Gewürz, kaum in Ungarn angekommen, kurzerhand die Küche und wurde zum unverzichtbaren Bestandteil vieler wichtiger Gerichte. Ebenso geschah es im arabischen Raum, in Afrika und in Asien.
Ganz anders in Deutschland: Hier ist Paprika seit 1542 als im Blumenkübel kultivierte Zierpflanze erwähnt, doch zum Würzen blieb man 400 weitere Jahre den schwarzen Pfefferkörnern treu. Erst ab etwa 1950 fand Paprika ganz langsam Eingang in die Küche: Als Gewürz und als Gemüse. Denn in der Zwischenzeit - im 19. Jahrhundert - gelang die Züchtung schärfefreier Sorten. Inzwischen ist Paprika, gemessen am Pro-Kopf-Verzehr, in Deutschland das zehntwichtigste Gemüse, weltweit steht sie an siebter Stelle!
Paprika - Arenborner Scharfe
Verwendung und Inhaltsstoffe
Scharf oder nicht scharf ist die Frage. Denn hier scheiden sich die Geister. Von den süßen Gemüsepaprikas reicht das Spektrum der Sorten über leicht scharfe (solche ergeben getrocknet etwa Rosenpaprika) bis zu den feurig scharfen Chilis, aus denen man den Cayennepfeffer (und noch Schärferes!) gewinnt.
Scharf macht die Früchte allein der Gehalt an Capsaicin. Dieses Alkaloid entfaltet nicht nur im Mund seine geschmackliche Wirkung, sondern kann noch manches mehr: So reizt es zum Beispiel nicht den Magen, sondern fördert im Gegenteil die Verdauung. Es wirkt antibakteriell, steigert den Stoffwechsel durch Erhöhung der Fettverbrennung, ist schweißtreibend und schmerzlindernd.
Auch auf die Psyche wirkt Capsaicin: Durch den Verzehr werden körpereigene Opiate frei-gesetzt - ein Glücksgefühl für die Schärfe-EsserInnen, was manche beinah süchtig nach Chili werden lässt. Diese Menschen empfinden deshalb auch kein Brennen im Mund, vielmehr ein freudiges, helles Leuchten! Aber wie gesagt, bei der Schärfe scheiden sich eben die Geister.
Und gesund sind jedenfalls auch die süßen Gemüsepaprikas. Alle Sorten enthalten reichlich Vitamine, neben dem eingangs erwähnten hohen Vitamin C-Gehalt insbesondere Vitamin A, B1, B2 und Niacin. Bei den Mineralstoffen ist vor allem Kalium zu nennen.
Anbau
Wer nun so richtig "scharf" darauf ist, Paprika selbst im Garten anzubauen, sollte einige grundsätzliche Regeln beherzigen. Zum einen ist Paprika ein "Sonnenanbeter", liebt viel Licht und vor allem Wärme. Fröste überleben die Pflanzen nicht, unter Kälteeinbrüchen leiden sie! Zum anderen ist Paprika ein "Zehrer", stellt also hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung und hat auch einen hohen Wasserbedarf.
Beides muss man besonders berücksichtigen, wenn Paprika im Freiland angebaut oder aber in Töpfen und Kübeln gezogen wird. Auf den Anbau im Gewächshaus gehe ich im Folgenden nicht ein.
Anzucht
Normalerweise erfolgt die Anzucht von Ende Januar bis Ende Februar, unter günstigen Bedingungen noch im März. Zur Keimung verwendet man am besten Keimschalen mit spezieller Aussaaterde (Blumenerde ist zu stark aufgedüngt), sät aus und deckt ein paar Millimeter stark mit Erde ab. Die Schalen sollen feucht gehalten werden, aber nie nass sein.
Man stellt diese bei möglichst konstant 25 - 28 °C auf den Heizkörper oder in den Heizraum, da es selbst auf sonnigen Fensterbänken in geheizten Räumen häufig zu kühl ist. Dorthin kommt die Keimschale, sowie die ersten Sämlinge auflaufen und alles verfügbare Winterlicht brauchen können. Später werden die Pflänzchen in Töpfchen pikiert und, falls nötig, nochmals umgetopft, bis sie nach den Eisheiligen ausgepflanzt werden dürfen.
Boden und Standort
Zum Zeitpunkt des Auspflanzens sollte sich der Boden möglichst tief durchgewärmt haben. Optimal gelingt dies, wenn in das Beet schon im Herbst reichlich Kompost oder auch Mist eingearbeitet und die Umsetzungsvorgänge dadurch aktiviert wurden. Kompostgaben ins Pflanzloch fördern ebenfalls das Bodenleben und erfreuen unsere Pflanzen mit Nährstoffen. Der Standort ist natürlich am besten vollsonnig.
Wer ein mit Mist beheiztes Frühbeet für die Jungflanzenanzucht betreibt, kann, nachdem ab Mitte Mai alle Kulturen in den Garten gesetzt wurden, das Frühbeet für Paprikas nutzen: Hier sind die Bedingungen optimal, da sie zu Beginn noch vor Kälte geschützt sind und ihre Wurzeln in der Tiefe den Mist vorfinden (siehe auch den Artikel zur Frühbeetgärtnerei).
Insbesondere die kleinfrüchtigen Paprikas gedeihen auch recht gut in Töpfen und Kübeln auf Terrassen, Balkonen und Fensterbänken. Beachtet werden muss dabei, dass nur kompostreiche Erde den Nährstoffbedarf ganzjährig decken kann und in zu kleinen Gefäßen die gleichmäßige Wasserversorgung immer schwierig sein wird.
Kultur
Während der Kulturdauer müssen wir nicht allzu viel tun. Schädlinge und Krankheiten spielen im Freiland meist eine geringere Rolle als im Gewächshaus. Neben gelegentlichem Hacken ist es bei Gemüsepaprikas ratsam, die erste zentrale Blüte zu entfernen. Dies steigert den Fruchtertrag.
Außerdem ist eine Abstützung oder Anbindung bei den süßen Sorten empfehlenswert, da die Pflanzen später, mit ihren schweren Früchten, leicht umkippen oder gar abbrechen können. Bei Peperoni, Chili und Habanero entfallen diese beiden Maßnahmen.
Gaben verdünnter Brennesseljauche und sonstige Aufmerksamkeiten danken Paprikas mit reicher Ernte.
Paprika - Liebesapfel
Apropos Ernte
Wer nur grüne Früchte ernten mag, kann laufend die ausgewachsenen Paprikas nutzen und hat so am Ende den größten Ertrag.
Wer dagegen reife Früchte möchte, muss sich deutlich länger gedulden. In diesem Fall kann man, nachdem sich ein schöner Fruchtansatz gebildet hat, alle weiteren Blüten ausbrechen, da Früchte aus diesen Blüten im Herbst nicht mehr abreifen könnten. Sinnvoll kann die Kombination aus Ernte reifer und unreifer Früchte sein: Die ersten Früchte bleiben hängen - auf sie freuen wir uns am längsten - und alle weiteren werden laufend - nicht minder erfreut - aufgegessen.
Denn über die eigene Ernte darf man sich wirklich freuen. Süße Paprikas in einer Vielfalt und Frische, wie sie der Laden nicht kennt: flachrund und gerippt oder lang und spitz, in gelb, violett, schokofarben oder doch lieber rot? Feurige bunte Chilis getrocknet aufgefädelt, gelbe Peperonis süß-sauer eingelegt oder lieber rote in Öl? Oder probieren Sie den wunderbaren Geschmack eigenen Paprikapulvers: Nur kaufen wollen Sie dann keines mehr!