Dreschflegel Bio-Saatgut
Samenbau: Erbsen und Bohnen selber vermehren (Autorin: Martina Bünger)
Wir möchten Sie ermutigen, Ihr eigenes Saatgut von Leguminosen zu ziehen. Aufgrund ihrer Fruchtfolgeanforderungen und ihres Platzbedarfs ist es für uns Dreschflegel eine Herausforderung, Hülsenfrüchte in großen Mengen anzubauen. Im Hausgarten jedoch ist die Vermehrung von Bohnen und Erbsen einfacher als gedacht und sichert Ihnen für das nächste Jahr Ihre Lieblingssorten.
Botanisch gehören sowohl die Busch- als auch die Stangenbohnen zur Gartenbohne (Phaseolus vulgaris); die Feuer- oder Prunkbohne ist eine eigene Art (Phaseolus coccineus). Die Puffbohne ist der Gattung Vicia zuzuordnen und enger mit der Erbse (Gattung Pisum) verwandt. Sie zählen alle zu der Familie der Hülsenfrüchte (Fabaceae oder Leguminoseae). Als wichtige Quel-le pflanzlichen Eiweißes und leckeres sowie vielseitiges Nahrungsmittel werden sie weltweit intensiv genutzt.
Die Erbse (Pisum sativum)
Die Erbse wird im März/April gesät. Sie ist eine Selbstbestäuberin, wodurch Einkreuzungen durch andere Sorten nur in sehr geringem Maße auftreten. Auch hier werden ca. zehn Pflanzen mit reichem, gesundem Behang ausgewählt und gekennzeichnet. Die Länge der Hülsen und die Anzahl der in der Hülse befindlichen Erbsen sind weitere wichtige Auslesekriterien.
Als Krankheit kann sich die sog. Johanniswelke (Fusarium) um den 24. Juni zeigen. Einzelne Pflanzen sterben frühzeitig ganz ab. Diese Pflanzen sollten entfernt werden und nicht zur Samengewinnung dienen.
Der Erbsenwickler ist eine Motte, die ihre Eier in die Blüte legt. Das fällt auch bei der Ernte für den Verzehr auf. Sind die Samen nur wenig angefressen, sind sie trotzdem keimfähig und werden gesunde Pflanzen hervorbringen. Inzwischen breitet sich zudem der Erbsenkäfer, ein Verwandter des Ackerbohnenkäfers, aus. Daher empfiehlt sich auch hier das Einfrieren der trockenen Samen.
Die Gartenbohne (Phaseolus vulgaris)
Die frostempfindlichen Busch- und Stangenbohnen gelangten im Zuge der Kolonisation Amerikas nach Europa. Die Vermehrung der Gartenbohne wird dadurch erleichtert, dass sie ein Selbstbefruchter ist. Die Bestäubung findet meist noch in der geschlossenen Blüte statt. Auf diese Weise ist eine Verkreuzung mit anderen Sorten relativ unwahrscheinlich. Vereinzelt auftretende Fremdbefruchtungen können Hummeln oder Wildbienen hervorrufen, indem sie die Blütenknospen anbeißen und bis zum Griffel vordringen. Allerdings sind Einkreuzungen unterschiedlich gefärbter Bohnen an der Samenfarbe im Nachbau gut sichtbar und können leicht aussortiert werden.
Anders die Feuer- oder Prunkbohne - diese ist ein Fremdbefruchter. Obwohl sie einer anderen Art angehört, kann sie zu Einkreuzungen bei der Gartenbohne führen. Die Handhabe der Samenernte und alle weiteren im Folgenden dargestellten Schritte unterscheiden sich jedoch nicht bei Garten- und Prunkbohne.
Für die eigene Vermehrung im Hausgarten sollten die Bohnen Anfang bis Mitte Mai gesät werden, wenn der Boden sich erwärmt hat. Benötigt werden mindestens zehn gesunde, reich tragende Pflanzen. Diese werden am besten im Bestand ausgesucht und dann mit einem Stab markiert, wenn die Speisebohnenernte losgeht. Die ausgewählten Bohnenpflanzen werden dann gar nicht beerntet, sondern die Hülsen zum Ausreifen an der Pflanze gelassen.
Zur Auslese bei fadenlosen Sorten sollten die ausgewählten Pflanzen auf Fädigkeit getestet werden. Dazu sollte von jeder Pflanze eine etwas mehr als speisereife Hülse in beide Richtungen gebrochen werden. Wenn sich dabei lange Fäden zeigen, wird die Pflanze zum Essen beerntet, aber natürlich nicht zur Vermehrung verwendet.
Reifende Bohnen sind an den beige verfärbten und trockenen Hülsen zu erkennen. Wenn es im Spätsommer und Herbst sehr feucht ist, können Pflanzen mit schon dicken, aber noch nicht trockenen Hülsen sehr gut zum Nachreifen unter ein gut durchlüftetes Dach aufgehängt werden.
Zu den wichtigen Krankheiten zählen bei der Gartenbohne vor allem die Brennflecken- und die Fettfleckenkrankheit. In beiden Fällen handelt es sich um samenbürtige Krankheiten: Die Erreger infizieren das Saatgut und werden über selbiges übertragen. Beide Krankheiten können die ganze Pflanze befallen.
Treten die ersten Symptome an den Blättern auf, sollten befallene Pflanzen so schnell wie möglich aus dem Garten entfernt werden. Die Brennfleckenkrankheit wird durch einen Pilz verursacht und führt zu dunklen, leicht eingesunkenen Flecken mit brauner oder rötlicher Umrandung. Die Fettfleckenkrankheit ist ein Bakterium und eindeutig an den typisch glasigen Fettflecken unreifer Hülsen zu erkennen.
Als Schädling ist der Bohnenkäfer zu nennen, der die Gartenbohne befallen kann. Seine Larven bohren sich in die Hülsen und fressen Löcher in die Samen. Die geschlüpften Käfer können sich im Lager weitervermehren, so dass die nächsten Larven-Generationen die Bohnen zu Mehl verarbeiten können. Deshalb ist es sinnvoll, die gut getrockneten Samen vorsorglich mindestens 14 Tage lang einzufrieren. Dazu die Saatgutbehälter luftdicht verpacken, damit das Kondenswasser beim Wiederauftauen nicht das Saatgut befeuchtet.
Die Puffbohne (Vicia faba)
Die Puffbohne sollte im Februar/März gesät werden. Puffbohnensorten kreuzen miteinander und auch mit Ackerbohnen, die mancherorts als Tierfutter angebaut werden. Wenn der Abstand zur nächsten Anbaufläche unter 300 Meter ist, werden sie wahrscheinlich einkreuzen, was auch interessant sein kann: der Grundstein für eine neue Sorte. Vielleicht ist aber auch eine Absprache mit den Nachbar*innen möglich, dann kann dieselbe Sorte angebaut und eine Kreuzung verhindert werden.
Auch hier werden ca. zehn Pflanzen mit reichem, gesundem Behang und gut gefüllten Hülsen ausgewählt und gekennzeichnet. Sie werden stehen gelassen, bis die Hülsen trocken gelb-braun oder schwarz sind, und erst dann geerntet
.Ein besonders bekannter Schädling ist der Ackerbohnenkäfer. Er legt seine Eier in die Blüte, die Larve entwickelt sich parallel zur Entwicklung der Samen bis zur Samenreife zu einem Käfer. Ist er schon geschlüpft, hinterlässt er ein kreisrundes Loch. Ein Loch pro Bohne schadet der Keimfähigkeit nicht, die Löcher können aber während der Keimphase Eintrittspforten für Krankheitserreger sein. Die Bohnen sollten, sobald sie sehr trocken sind, drei Wochen eingefroren werden, um einen verstärkten Befall im nächsten Jahr zu verhindern.
Ernten, Dreschen und Reinigen
Die Ernte der ganzen Pflanze oder einzelner Hülsen erfolgt bei trockenem Wetter. Anschließend sollten sie noch an einem gut durchlüfteten, trockenen Ort ein bis zwei Wochen nachreifen (z.B. auf dem Dachboden, im Flur oder Wohnzimmer). Zur Sicherheit sollten alte Tücher unter die trocknenden Pflanzen gelegt werden, um ausfallendes Saatgut aufzufangen. Der richtige Zeitpunkt zum Dreschen ist, wenn die Hülsen krachtrocken sind und leicht aufspringen, die Samen aber noch ein wenig Restfeuchte haben.
Kleinere Mengen können leicht mit der Hand aus den Hülsen gepult werden. Bei größeren Mengen sind andere Methoden einfacher und schneller: Die getrockneten Pflanzen oder Hülsen der Bohnen, Puffbohnen oder Erbsen werden in einen Sack oder in einen alten Bettbezug gestopft und mit einem Stock ausgedroschen. Sie können auch vorsichtig mit den Füßen ausgetreten werden. Zwischendurch sollte unbedingt kontrolliert werden, dass die Samen dabei unverletzt bleiben.
Zur Reinigung des Saatgutes werden bei kleinen Mengen die Samen einfach herausgesammelt. Ansonsten wird grober Schmutz durch Siebe entfernt oder - falls keine vorhanden - durch Pusten. Bei der anschließenden Auslese können untypische Samenformen und -farben leicht entfernt werden. Solche mit nicht sortentypischen Flecken sollten nicht für die nächste Aussaat verwendet werden, da diese auf samenbürtige Krankheiten hinweisen könnten.
Lagerung
Samen von Garten- und Prunkbohnen haben eine Lebensdauer von ca. vier bis fünf Jahren, Erbsen und Puffbohnen auch länger. Zum Einfrieren und Lagern dürfen sie erst abgefüllt werden, wenn sie so fest sind, dass sich bei vorsichtigem Biss keine Delle bildet. Am besten eignen sich Papiertüten und Leinen- oder Baumwollsäckchen für die Aufbewahrung. Diese können in größeren Behältern mäusesicher gelagert werden.
Das Saatgutlager hat hierfür folgenden Ansprüchen zu genügen: Trockenes Raumklima, kühl (0 °C bis 10 °C sind optimal), dunkel (dunkler Raum oder lichtdichte Gefäße oder Schachteln) und mäusesicher. Das Gefäß sollte nur halb gefüllt sein, denn Saatgut lebt und atmet. Wichtig ist es auch, an die Beschriftung zu denken: Kulturart, Sorte, Jahr der Ernte.
Da im Hausgarten nur eine kleine Anzahl Pflanzen vermehrt wird, könnte es nach einigen Generationen genetisch auch mal eng werden. Falls die eigene Auslese sich schlechter entwickelt als erwartet, kann sie durch erneuten Zukauf ergänzt werden.