Dreschflegel Bio-Saatgut
Jungpflanzenanzucht (Autor: Quirin Wember)
Tomaten werden traditionell in Töpfen angezogen
Was wird vorgezogen?
Neben vielen Pflanzen, die wie Spinat, Möhren, Rote Bete, Erbsen, Bohnen direkt im Garten ausgesät werden, gibt es etliche, die auch in einer Vorkultur angezogen und dann als Jungpflanzen in den Garten gesetzt werden können. Das sind z.B. die meisten Salate, viele Kohlgewächse, Gurken, Kürbis und sogar Zwiebeln.
Auch sehr feine Samen von Pflanzen wie Oregano oder Thymian werden nicht gerne einfach in den Garten gestreut. Schließlich gibt es Auberginen, Paprika, Tomaten und Basilikum, wärmeliebende und frostempfindliche Pflanzen, die vorgezogen werden müssen, wenn sie in unserem Klima eine Ernte bringen sollen.
Wann wird vorgezogen?
So vielfältig wie die Pflanzen, sind auch die Möglichkeiten der Jungpflanzenanzucht. Hauptsaison ist das zeitige Frühjahr. Vieles wird auch schon im Spätwinter vorgezogen.
Doch Vorsicht, bis die frostemfindlichen Pflanzen Mitte Mai nach draußen können, ist es noch lange hin! Dann stehen die schon fertigen Jungpflanzen unnötig lange in Warteposition, werden schwach und gakelig. Eine Anfang März gesäte Tomate ist meist besser als eine vom Januar, sie soll zur Pflanzung gerade die ersten Blüten entwickelt haben.
In Saaten & Taten geben wir mit den auf der hinteren Umschlagklappe erklärten Abkürzungen für alle Pflanzen die nach unserer Erfahrung beste Zeitspanne für die Anzucht an und auf S.10 weitere Tipps zur Aussaat. Vorteilhaft ist, sich die eigenen Aussaattermine zu notieren, um die gesammelten Erfahrungen im nächsten Jahr nutzen zu können.
Der Trick des Vorziehens ist, das zu bieten, was es so früh im Jahr draußen noch zu wenig gibt: Wärme und Licht! Wer kein Kleingewächshaus hat, betreibt die Anzucht auf der Fensterbank. Wärme gibt es dort genug, besonders, wenn noch ein Heizkörper drunter ist, das Licht ist aber fast immer zu knapp. Die Tage sind noch kurz, oft grau und obendrein fehlt wegen des dunklen Innenraumes das draußen die Pflanzen umgebende indirekte Himmelslicht: die Pflänzchen beginnen sich zum Fenster zu recken.
Ein hinter die Pflanzen gestellter Spiegel oder Alufolie als Reflektor wirkt Wunder: das Licht wird fast verdoppelt!
Topfgrößen
Ein Topf kann nicht groß genug sein
Im freien Land haben die Pflanzen mehr Wurzelraum, als in jedem noch so großen Gefäß. Die mit vielen "Kleinstgewächshäusern" käuflichen Anzuchtplatten sind oft viel zu klein. Dann entsteht das Problem, dass die Anzuchterde unheimlich nährstoffreich sein muss. Deshalb: je größer die Schalen, Quickpots, Papier-, oder Erdpresstöpfe, desto besser.
Salate, Kohlrabis brauchen schon 4 mal 4 mal 4 cm, vorteilhafter sind 6 cm, die auch für Gurken und gerade eben noch für Kürbis gehen, diese gedeihen aber in 8 cm -Töpfen besser und Tomaten brauchen wenigstens 10er Töpfe. Da sind schnell alle Fensterbänke voll.
Natürlich werden die Pflanzen nicht gleich in den großen Topf gesät, sondern erst in eine Aussaatschale und, wenn sie nach den Keimblättern zwei echte Laubblätter entwickelt haben, pikiert. Die Tomate mag es auch, mehrfach in immer größere Gefäße umgesetzt, "verschult" zu werden.
Anzuchterde
Keine "Blumenerde" aus dem Baumarkt nehmen, sie besteht nur aus Torf und Mineraldünger. Mittlerweile gibt es auch zertifizierte "Bio-Anzuchterde", die wenigstens 20% Kompost enthält.
Wenn wir uns zum Selbermachen entschließen, ist ohnehin nichts besser als ein gut ausgereifter Kompost. Allerdings ist der Salzgehalt einschließlich der Nährsalze meist zu hoch, d.h. reiner Kompost für die Pflänzchen zu stark. Mischen wir ihn mit Erde, Sand, werden die Nährstoffe aber schnell wieder knapp.
Deshalb gewinnt die Größe der Anzuchtgefäße noch an Bedeutung. Ein Gartenkompost, auf den viele Gemüseabfälle oder sogar der Mist der Kleintierhaltung kommen, ist viel kräftiger, als ein Kompost aus Grünschnitt, Laub und Nadeln.
Ist man darauf angewiesen, Kompost zu kaufen (für den Balkongarten, oder im ersten Gartenjahr), sollte man sich beim Kompostwerk über dessen Entstehung informieren. Besonders empfindlich gegen zu salzhaltigen Kompost ist Salat, weniger Kohl, Tomaten, Kürbis.
Wichtig ist die Lockerheit der Anzuchterde. Eine Gartenerde, in der draußen jede Aussaat gelingt, wird in der Anzuchtkiste schnell betonhart. Feuchte Anzuchterde, kräftig in der Hand zusammengeballt, muss wieder gut auseinander krümeln. Kompost und Sand bringen Struktur und Luft in die Mischung, der Kompost verbessert gleichzeitig die wichtige Wasserspeicherung.
Man kann, je nach Qualität der Stoffe, folgendes Grundrezept variieren:
- 10-30% gute Gartenerde
- 05-10% Sand
- 20-40% reifer Gartenkompost
- 30-40% gut zersetzter Grünschnittkompost oder Lauberde
Abhärten
Haben wir die Pflanzen lange genug gepäppelt, werden wir sie nicht von heute auf morgen nach draußen setzen, sondern sie etwa eine Woche lang allmählich abhärten, indem wir sie etwas kühler stellen, viel lüften, oder tagsüber ins Freie an die Sonne stellen. Die Pflanzen bekommen sonst nach der Pflanzung einen Schock und stocken im Wachstum.
Besonders bei Gurken lässt sich das beobachten. Sie wachsen dann oft schlechter, als Mitte Mai direkt ins Freiland gesäte.
So wichtig dieses Abhärten ist, die Pflanzen dürfen in der Anzucht auch nicht "verhärten", d.h. zu lange stehen bleiben! Wenn das Wachstum ins stocken gerät, Blätter sich gelb färben, oder eine stumpfe grau-grüne Färbung bekommen, müssen die Pflanzen raus, oder, wenn es noch zu kalt ist, in größere Gefäße.
Anzucht im kalten Kasten
Später, etwa ab Mitte März, wird die Jungpflanzenanzucht einfacher, dann reichen Licht und Wärme. Jetzt wird draußen in einen einfachen Frühbeetkasten gesät. (Bei frühen Aussaaten ab Ende Februar, Anfang März, müsste dieser mit einer 20-30 cm dicken Mistpackung von unten "beheizt" und nachts von oben mit Strohdecken abgedeckt werden).
Es können entweder die Anzuchtgefäße in das Frühbeet gestellt werden, oder es wird direkt hineingesät, hierfür genügt die mit etwas Kompost verbesserte Gartenerde. Bei der Auspflanzung werden dann gerne einzelne Salat- oder Kohlrabipflanzen für die erste Ernte im Frühbeet stehengelassen. Es können nun z.B. Salate den ganzen Sommer über für den laufenden Bedarf angezogen werden – etwa alle zwei bis drei Wochen.
Anzucht im Freien
Die meisten Kohlarten zum Pflanzen im Juni werden erst im April angezogen. Das geht dann sogar draußen auf Gartenbeeten. Gesät wird in 10 cm weite Reihen, es wird nichts pikiert, nur falls die Saat zu dicht geraten ist, auf etwa 3cm Abstand zwischen den Pflänzchen vereinzelt.
Wie bei der Aussaat in die Frühbeeterde werden die Pflanzen, wenn sie nach den Keimblättern drei bis vier kräftige Laubblätter entwickelt haben, vorsichtig ausgehoben und mit den Wurzeln in eine Lehmschlämme getaucht. Solche Jungpflanzen ohne Topfballen müssen bei trockenem Pflanzwetter gut angegossen werden. Gerade Kohl verträgt aber dieses Umpflanzen in der Regel gut.
Ein Moment des Staunens -
die Keimlinge schauen aus der Erde
Und dann .... staunen!
Die eigene Jungpflanzenanzucht gibt uns die Möglichkeit, die Pflanzen des eigenen Gartens vom Samen bis zur Frucht selbst zu pflegen und staunend zu bewundern. Früher oder später kommt dann vielleicht auch die Lust, von diesen Pflanzen selbst wieder Samen zu gewinnen und damit den Kreislauf ganz zu schließen!
Download Infoblatt (PDF): Jungpflanzen